Als Ersatzfrau muss Vivien für den Fall, dass sich eine der Mannschaftsmitglieder verletzt, alle Positionen auffüllen können. „Jede Gymnastin hat ihren Platz auf der Gymnastikfläche, jede geht ihre ganz speziellen Wege. Und ich muss eben alle Positionen im Schlaf beherrschen.“ Weil nur das präzise Spiel mit den Handgeräten und absolute Synchronität hohe Punktzahlen versprechen, musste die Leipzigerin mit ihrem Wechsel zur Gruppe alle Elemente von ihrer favorisierten linken auf die rechte Seite umlernen. Jeder Rechtshänder, der das Messer plötzlich links halten soll, kann sich ein Bild von dieser Herausforderung machen. Doch auch diese Hürde nahm Vivien, die den Reiz der Gruppengymnastik vor allem darin sieht, dass man im Team füreinander einsteht.
Auch der Uniformität in Form von identischen Frisuren, dem gleichen Lidschatten und einheitlichen Kostümen kann sie nur Gutes abgewinnen: „Man soll ja sehen, dass wir zusammengehören.“ Bei der anstehenden Weltmeisterschaft geht es nicht nur um internationale Ehren, sondern auch um Tickets für die Olympischen Spiele in London. Schafft es die deutsche Gruppe unter die ersten sechs Plätze, kann sie gleich im ersten Anlauf ihre Eintrittskarte für Olympia 2012 lösen. Andernfalls muss sie in einem zweiten Ausscheid um die letzten verbleibenden Startplätze bangen. Vivien Niklas ist fest überzeugt, dass das deutsche Team die Hürde der Olympiaqualifikation bereits in Frankreich nehmen kann: „Die Gruppe hat kürzlich beim Weltcup in Taschkent trotz Geräteverlust mit einem zweiten Platz erneut gezeigt, dass wir international mithalten können. Wenn die Mädels wie im Training ohne Fehler durchkommen, dann dürfte es klappen.“